Es ist aber keineswegs eine Rede, die er an den vergangenen Tagen in seinem Amt als Bundespräsident unseres Landes gehalten hat.
Nein, diese Überschrift steht in einem Text den er im Juni 2015, damals mit Hunderttausenden von geflüchteten Menschen in Europa, so beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart als damaliger Außenminister vorgetragen hat.
In vielen Teilen der Welt herrscht Terror, Gewalt und Unterdrückung. Einen erneuten Krieg in Europa haben viele von uns bis vor 3 Jahren für unwahrscheinlich gehalten.
Ja, Wir haben uns sicher gefühlt. Aber seit dem russischen Angriffskrieg ist dieses Gefühl zumindest dem der Unsicherheit gewichen.
Gerade jetzt verstärkt sich der Eindruck, dass unsere Welt aus den Fugen geraten ist, noch einmal mehr.
Vor 2 Jahren standen wir hier an dieser Stelle (Volkstrauertag 2023 - Friedhof Schwagstorf) und hatten die Gräuel des Ukraine Krieges im Kopf. Ein Krieg, der uns leider immer noch immer beschäftigt und dessen Ende nicht absehbar ist. Gerade erst hat die Ukraine beschlossen, weitere 160.000 Soldaten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren einzuberufen. Für Russland kämpfen inzwischen 10.000 nordkoreanische Soldaten für Putin.
Heute ist es besonders der Krieg im Gazastreifen, der uns sprachlos werden lässt. Begonnen am 7. Oktober letzten Jahres durch den barbarischen Angriff der Hamas auf Israel. Die Brutalität, mit der die Hamas diesen Krieg begonnen hat, die Ermordung und Verschleppung von Menschen und der Fanatismus, mit dem dieser Angriff begonnen hat, machen Angst.
In diesem Jahr erfolgte eine Ausweitung des Krieges auf Kämpfer der Hisbollah im Libanon. Hinzu kamen Auseinandersetzungen mit dem Iran durch gegenseitige Vergeltungsschläge.
Die Liste der kriegerischen Auseinandersetzungen, die derzeit auf der Welt stattfinden, ist lang. Das damit verbundene Leid der Zivilbevölkerung ist groß. Die Zahl der Todesopfer wird auch in diesem Jahr die Einhunderttausender Marke übersteigen.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir uns in diesen Tagen an den Kriegsdenkmäler versammeln und daran erinnern, welcher Schrecken mit einem Krieg verbunden ist.
Es ist mir persönlich ein großes Anliegen, diese Erinnerungskultur hochzuhalten. Und ich werde auch nicht müde zu betonen, dass es von großer Bedeutung ist, dieses Andenken an unsere nachfolgenden Generationen weiterzugeben und aufzuzeigen, vorhin sinnlose Machtansprüche, nationale Egoismen oder die Durchsetzung rassistischen Gedankengutes führen können.
Aufgabe und Pflicht der Medien ist es, uns korrekt und neutral zu informieren, so dass wir uns unsere eigene Meinung bilden können. Unsere Verantwortung ist es unsere Informationsquellen sorgfältig zu wählen, damit wir auf das Vertrauen können, was wir lesen hören und sehen bevor wir unsere Meinung bilden.
Unsere Eltern haben uns den Unterschied zwischen Gut und Böse, richtig und falsch beigebracht. Durch die schiere Menge an Bildern der Gewalt und der Komplexität der Information sind wir jedoch häufig überfordert und drohen abzustumpfen.
Was wir bei allen aktuell und den vergangenen Konflikten mit ihrer Gewalt und ihrem Leid wahrnehmen, ist nicht nur die Abwesenheit von Frieden, sondern auch von Verständnis füreinander und von Gerechtigkeit.
Der Volkstrauertag ist für uns eine Mahnung zum Mitgefühl mit den Menschen, denen Unrecht und Gewalt widerfährt und eine Erinnerung daran, dass Frieden nicht selbstverständlich ist.
Das einfache Rezept für den Frieden ist es, keinen Krieg zu wollen. Das Wichtigste im Miteinander ist nach wie vor die Menschlichkeit.
Jetzt möchte ich die Totenehrung sprechen.
„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehören, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als Lebensunwert bezeichnet wurden.
Wir gedenken derer der ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder ihrem Glauben festhielten.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer gewährt worden sind.
Wir trauern mit allen die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“
Ich möchte sie darin bestärken, an ihrem Platz wo sie im Leben Wirken, zum Frieden in der Welt beizutragen und für Gerechtigkeit einzustehen.
Ich bedanke mich bei allen Menschen in unserer Gemeinde, die durch Solidarität und ihr Engagement in Vereinen, in sozialen Berufen und in der Familie ganz besonders für Menschlichkeit in unserer Gesellschaft beitragen.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Reiner Geloht und der Blaskapelle Schwagstorf für die Mitgestaltung des heutigen Volkstrauertages
Kranzniederlegung.
Jetzt bitte ich alle um eine gemeinsame Schweigeminute, anschließend werden wir die Nationalhymne hören und singen.
Friedrich Steffen, Ortsbürgermeister in Schwagstorf (Gemeinde Ostercappeln)
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